Das Wohnen der Zukunft

Frederik Fischer
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Das Woh­nen der Zukunft

Wie wollen wir in Zukunft leben? Und vor allem wo? Frederik Fischer wagt den Versuch einer Antwort – mit KoDörfern.

Frederik Fischer fährt mit dem Fahrrad durch eine hektische Großstadt, mit der Bahn geht es weiter in eine ländliche Gegend. Verlassene Häuser, Ruhe, Leere – und Potenzial. Andere sehen nur das, was fehlt. Fischer sieht eine Vision für Zukunft. Ein Miteinander, etwas Besonderes, das lange Bestand hat.

Denn so wie es gerade ist, kann es nicht weitergehen. „Wir haben einerseits komplett überfüllte Städte und auf der anderen Seite ländliche Räume, die zunehmend leerer werden. Die triviale Erkenntnis: Da muss es doch irgendwas geben, das beide Probleme löst“, erklärt Fischer, 41. Seine Idee: Mit KoDörfern urbanes Leben aufs Land bringen, das Beste beider Welten kombinieren. Solange man einen guten Internetanschluss hat, kann man in vielen Berufen schließlich von überall aus arbeiten.

Doch wie setzt man das in die Realität um? Der erste Schritt ist simpel: „Wir setzen erst mal nur die Idee in die Welt und hoffen, dass die Kommunen etwas damit anfangen können und sich dann an uns wenden, wenn sie denken: ‚Das passt irgendwie zu uns und wir haben auch geeignete Flächen‘“, führt der ehemalige Tech-Journalist aus. „Wir fahren dann zu den Kommunen raus, gucken uns die Flächen an.“

Kuhdorf? KoDorf!

Im brandenburgischen Wiesenburg entsteht aktuell das erste KoDorf. Fischer und sein Team von Neulandia haben direkt gemerkt: „Das passt zu uns. Hier haben wir den Bahnhof direkt vor der Tür. Wir haben eine riesige Fläche, wir haben das Sägewerk hier, das wir umnutzen können. Also alles optimal.“ Hier sollen rund 100 Menschen einziehen. Eine Bedingung ist, dass die Zuziehenden das KoDorf als Erstwohnsitz melden. Dann lassen sie sich ganz anders auf den Ort ein, als wenn die Häuser zum Beispiel nur Ferienwohnungen wären. Denn sie merken: Sie sind hier umgeben von anderen Leuten, die sich auch wirklich darauf einlassen, ein neues Leben aufbauen wollen und nicht nur irgendwie immer rein und raus fliegen. „Alle kriegen ein kleines Wohnhaus. Die fangen bei 25 Quadratmetern an. Auch das Größte ist nur 80 Quadratmeter groß. Und das, was wir uns in den eigenen vier Wänden sparen, können wir uns dann umso mehr in der Gemeinschaft leisten.“ Geplant ist ein Gemeinschaftsgebäude. Dort entstehen ein Coworking-Space, Veranstaltungsflächen, ein Hofladen, Gastronomie. Alles, was man braucht.

Probe aufs Exempel in Wittenberge

Bis das KoDorf in Wiesenburg komplett fertig erstellt ist, wird noch einige Zeit vergehen. Fischer geht von rund fünf Jahren insgesamt aus – von der ersten Infoveranstaltung bis zum Einzug ins KoDorf. Warum nicht die Wartezeit ausnutzen und testen, ob sein Konzept so funktioniert wie gedacht? Für das Projekt „Summer of Pioneers“ lädt er 20 Kreative und Digitalarbeitende, also Menschen, die ihren Job einfach mitnehmen können, in die Kleinstadt Wittenberge in Brandenburg ein. Sie ziehen in möblierte Wohnungen, ehemalige Arbeiterwohnungen, die bisher leer standen und von der Stadt renoviert wurden. Gemeinsam arbeiten sie im Coworking Space einer ehemaligen Ölmühle. Und engagieren sich im Gegenzug mit ehrenamtlichen Projekten für die Menschen in der Region. „Da haben wir gemerkt: Das funktioniert einfach für beide Seiten wunderbar“, erklärt Fischer. „Die Leute kommen mit einer Idee, kommen über die Projektarbeit, über den Einsatz für die Menschen vor Ort auch in den Austausch mit ihnen.“ So werden von beiden Seiten Vorurteile, die es eventuell gibt, abgebaut. „Und am Schluss guckt man eben gemeinsam auf einen Erfolg – und das ist die beste Grundlage für ein gutes Zusammenleben“, gerät Fischer ins Schwärmen.

Ein Projekt, das in Wittenberge eine besonders große Wirkung entfaltet hat, war der Safari-Salon. Ein Team aus drei sogenannten Pionieren – so hießen die Teilnehmer:innen damals – haben einen Ladenleerstand in Eigenregie renoviert. Das Endergebnis: ein Kulturprogramm und ein besonderer Ort für andere Menschen in Wittenberge. „Das ist eigentlich genau da, wo wir ansetzen: Wir bringen Leute zusammen, die wirklich Lust haben auf Gestaltung, die Lust haben, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Und das erzeugt dann die Energie und eben auch die Angebote, die ein urbanes Leben in ländlichen Räumen möglich machen“, erzählt Fischer begeistert. Wichtig ist Fischer aber auch, CO2 zu sparen. „Alles, was wir an Bestand umnutzen können, ist immer besser fürs Klima als wenn wir neu bauen.“

Einen Wandel anstoßen

Ein Umdenken anstoßen, das ist Fischers Ziel. Leider habe die Gesellschaft in vielen Regionen das Selbstvertrauen in sich verloren, Veränderungen und Wandel wirklich auch hinzubekommen. Dabei gehe es gar nicht darum, wie neu oder innovativ Ideen seien, meint Fischer. Es geht ihm darum Gemeinschaften zu bilden: „Und in der Gemeinschaft einfach zu demonstrieren, dass wir den Wandel eben auch wirklich selbst in die Welt bringen können und nicht immer darauf warten müssen, dass es andere für uns machen.

Ein Gedanke, der gut ankommt. So gut, dass bereits ein zweites KoDorf konkret in Vorbereitung ist. Mit vier weiteren Kommunen ist Fischer gerade in Gesprächen: „Wir glauben fest an unsere Idee und merken auch einfach, dass es einen ganz großen Bedarf gibt für modernes gemeinschaftliches Wohnen, Gemeinwohl-orientiert und nicht nur auf Rendite ausgerichtet. Und genau das bieten wir. Insofern sind wir da recht optimistisch, dass das erst der Beginn ist.“

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