Rundum-Schutz
Blutgruppen spielen beim Blutspenden eine große Rolle. Wie finde ich meine Blutgruppe heraus – und welche Informationen stecken dahinter? Wir haben die Antworten auf diese und viele weitere Fragen.
Was sind Blutgruppen und welche Eigenschaften haben die unterschiedlichen Blutgruppen? Hier erhältst du grundlegende Informationen.
Im AB0-System ist die Antwort kurz und knackig: Es gibt vier verschiedene Blutgruppen. Schauen wir genauer hin: Die Einteilung in A, B, AB und 0 basiert auf den zugehörigen Antigen-Eigenschaften des menschlichen Bluts. Diese Antigene bestehen aus Zucker und Eiweißen. Blutgruppe A enthält das Antigen A auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen, Blutgruppe B das Antigen B. Wer Blutgruppe AB hat, besitzt beide Antigene. Blutgruppe 0 bedeutet, dass keines der beiden Antigene A oder B im Blut vorhanden ist.1
Für die Entdeckung der Antigen-Eigenschaften erhielt der österreichische Mediziner Dr. Karl Landsteiner 1930 den Nobelpreis für Medizin. Kein Wunder, denn diese Erkenntnis ermöglichte risikoarme Blutspenden. Neben dem AB0-System gibt es über dreißig weitere Blutgruppensysteme, wovon nur wenige im medizinischen Alltag eine Rolle spielen – zum Beispiel das Kell-System und das Rhesus-Blutgruppensystem.1
Karl Landsteiner ergänzte 1939 die Blutmerkmale AB0 mit dem Rhesus-System. Dieses System bezieht sich auf mehr als fünfzig verschiedene Proteine auf den roten Blutkörperchen, die „Rhesusfaktoren“. Für Laien ist vor allem einer davon interessant: Rhesusfaktor D. 85 Prozent aller Mitteleuropäer haben das Rhesus-Antigen D. Wenn du es hast, bist du „Rhesus-positiv“, kurz „Rh(D)+“. Zählst du zu den 15 Prozent, die das Antigen D nicht haben, bist du „Rhesus-negativ“ oder „Rh(D)-“. Daraus ergeben sich kombiniert folgende mögliche Blutgruppenmerkmale: A Rh(D)+, A Rh(D)-, B Rh(D)+, B Rh(D)-, AB Rh(D)+, AB Rh(D)-, 0 Rh(D)+ und 0 Rh(D)-.1
Beim AB0-System sind die beiden Blutgruppen A und 0 am häufigsten vertreten: 72 Prozent der Bevölkerung sind entweder A Rh(D)+ (37 Prozent) oder 0 Rh(D)+ (35 Prozent). Deutlich seltener sind B Rh(D)+ mit rund 9 Prozent und AB Rh(D)+ mit 4 Prozent. Bei der Verteilung der Blutgruppen wird auch deutlich, dass es weniger Rhesus-negative Menschen als Menschen mit Rhesus-positivem Blut gibt: Jeweils circa 6 Prozent der Menschen haben A Rh(D)- und 0 Rh(D)-. Blutgruppenmerkmale B Rh(D)- haben rund 2 Prozent der Menschen. Diese Angaben beziehen sich auf Deutschland.2 Zwischen Ländern und Kontinenten gibt es leichte Schwankungen bei der Blutgruppen-Verteilung.1 In Afrika, Ostasien und Australien sind außerdem fast alle Menschen Rh(D)+.3, 4
Die häufigste Blutgruppe in Deutschland ist A Rh(D)+. Die seltenste Blutgruppe ist AB Rh(D)-: Nur eine von hundert Personen in Deutschland weist diese bestimmten Merkmale in ihrem Blut auf.2
Übrigens, fehlen dem Blut alle 55 bekannten Rhesusfaktor-Proteine, spricht man auch von „Goldenem Blut“. Warum? Weil das „Goldene Blut" nur bei sehr wenigen Menschen auf der Welt in den Adern fließt. Derzeit haben weniger als fünfzig Menschen weltweit Blut mit diesen Eigenschaften. Offiziell wird Blut ohne Rhesusfaktor als Blutgruppe RhNull bezeichnet.5
Nein, die Vererbung und Verteilung von Blutgruppen nach dem AB0- oder Rhesus-System ist nicht an das Geschlecht gebunden. Darum gibt es keine Unterschiede bei der Blutgruppenverteilung zwischen Männern und Frauen.1
Du möchtest wissen, welche Blutgruppe du hast? Du kannst deine Blutgruppe kostenlos bestimmen lassen und gleichzeitig etwas Gutes tun, indem du Blut spendest. Zum Beispiel bei einem der vielen regionalen Blutspendetermine des Deutschen Roten Kreuzes. Die freundlichen Helfer vom DRK-Blutspendedienst nehmen dir vor der eigentlichen Spende Blut ab, aus dem unter anderem deine Blutgruppe bestimmt wird. Sechs bis acht Wochen später erhältst du das Ergebnis schriftlich in deinem Blutspendeausweis, digital oder als Karte. Weitere Möglichkeiten, die eigene Blutgruppe zu bestimmen, sind ein Besuch beim Hausarzt sowie Blutgruppen-Selbsttests.2
Erfahre hier, welche Blutgruppen zueinander passen und wo Probleme lauern.
Hat ein Mensch Blutgruppe A, trägt er die Antigene A auf der Oberfläche seiner roten Blutkörperchen und bildet Antikörper auf die Antigene B, sogenannte Anti-B-Antikörper. Erhält er jetzt beispielsweise Blut der Blutgruppe B, kann das Blut durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion verklumpen. Vor der Einteilung des Blutes nach dem AB0-System endeten viele Blutspenden aus diesem Grund tödlich.1, 2
Die nachfolgende Tabelle zeigt dir, welche Blutgruppen miteinander kompatibel sind, also zueinander passen. Hier kannst du ablesen, für welche Menschen Spender mit einer bestimmten Blutgruppe rote Blutkörperchen spenden können und von welchen Menschen folgender Blutgruppe Blutspenden-Empfänger rote Blutkörperchen erhalten können.2
Am einfachsten ist es also, Spenderblut für Personen mit der Blutgruppe AB zu finden. Menschen mit der Blutgruppe AB gelten als Universalempfänger und „vertragen“ beide Antigene.1, 2
Die Blutgruppe AB haben wir bereits als „Universalempfänger“ kennengelernt. Sprechen wir von einer „universalen Blutgruppe“, meinen wir damit aber eine Blutgruppe, die für jeden Blutspenden-Empfänger geeignet ist. Und die gibt es: Blutgruppe 0 Rh(D)-.1, 2
Du hast diese Blutgruppe? Dann bist du ein sogenannter Universalspender. Deren Blut ist bei Blutspenden besonders gefragt. Bei einem akuten Notfall kann das Blut mit dem Merkmal 0 und negativem Rhesusfaktor sofort zum Einsatz kommen. Als perfektes Spender-Blut ist dieses Blut mit allen anderen Blutgruppen kompatibel, weshalb ein hoher Bedarf dafür besteht. Benötigen Universalspender in Notlagen allerdings selbst eine Blutspende, dürfen sie nur Blut mit den gleichen Merkmalen 0 Rh(D)- erhalten.1, 2
Fragst du dich gerade, wie viele Prozent der Menschen Universalspender sind? In Deutschland sind es circa sechs Prozent der Bevölkerung.2
Hat die Mutter das Merkmal Rh(D)+, gibt es nichts weiter zu beachten. Ist die Mutter jedoch Rhesusfaktor negativ und der Vater gibt das Merkmal Rh(D)+ an das Kind weiter, sind vorbeugende Maßnahmen notwendig. Denn rund achtzig Prozent der Menschen ohne Rhesusfaktor D bilden Antikörper, wenn sie auf ihn treffen.1
Eine Rhesus-negative Mutter kann also Antikörper gegen ihr Rhesus-positives Kind bilden. Bei der ersten Schwangerschaft wäre dies ungefährlich. Wird die Frau noch einmal schwanger, hat sie jedoch Antikörper, die die roten Blutkörperchen des ungeborenen Kindes zerstören könnten. Darum beugen Mediziner bei der zweiten Schwangerschaft vor und spritzen in der 28. Schwangerschaftswoche desensibilisierende Antikörper. Wir sprechen von einer „Anti-D-Prophylaxe“ oder „Rhesusprophylaxe“.1
Erfahre hier, welche Rolle Blutgruppen bei Verwandten spielen.
Blutgruppen werden nach den Mendelschen Regeln vererbt. Für das AB0-System gilt: Eltern geben an ihr Kind jeweils ein Merkmal für die Blutgruppen-Antigene (sogenannte Allele) weiter, also entweder 0, A oder B. Jedes Elternteil kann rein- oder mischerbig für eine Blutgruppe sein. Wer reinerbig für die Blutgruppe A ist (AA), kann nur diese Blutgruppe weitergeben. Ist man jedoch mischerbig für Blutgruppe A und hat die Merkmale A und 0, entscheidet der Zufall, welches Blutgruppen-Merkmal weitergegeben wird.2
Dominante Merkmale setzen sich gegenüber rezessiven durch. Erbt ein Kind beispielsweise von der Mutter Merkmal A, vom Vater 0, wird es Blutgruppe A haben, weil dieses Merkmal dominant gegenüber 0 ist. Ein weiteres Beispiel: Mutter 0 und Vater AB ergibt beim Kind A oder B. Denn von der Mutter erbt das Kind zwangsläufig das Merkmal 0, da es sich um ein rezessives Merkmal handelt, die Mutter also reinerbig für 0 sein muss. Der Vater kann die Antigene A oder B vererben. Da beide Merkmale gegenüber 0 dominant sind, kann das Kind nur Blutgruppe A oder B haben.2
Je nach Konstellation der Eltern ergeben sich beim AB0-System folgende Möglichkeiten:2
Nur wenn beide Eltern die Blutgruppe 0 haben, haben Geschwister zwangsläufig die gleiche Blutgruppe. Die Kinder müssen in diesem Fall ebenfalls Blutgruppe 0 haben. Bei allen anderen Kombinationen der Blutgruppen-Vererbung können die Geschwister die gleiche Blutgruppe haben, sie müssen es aber nicht.2
Wurde früher im Biologieunterricht in einem Experiment gemeinsam die eigene Blutgruppe bestimmt, gab es plötzlich folgende Erkenntnis: Der vermeintliche Vater kann nicht der biologische Vater sein. Solche Schlussfolgerungen sind möglich, aber nur in bestimmten Konstellationen. Zum Beispiel: Sind beide Eltern Blutgruppe 0, kann das Kind nur Blutgruppe 0 haben. Hat ein Elternteil Blutgruppe AB und das andere 0, schließt dies beim Nachwuchs die Blutgruppe AB sowie 0 aus. Eine Vaterschaft kann man anhand der Blutgruppe nicht bestimmen, bei einigen Kombinationen aber ausschließen.6
Falls du ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hast: Dass die Blutgruppen-Diät erfolgsversprechend ist, lässt sich nicht wissenschaftlich belegen.7 Hier weitere Fragen und Antworten rund um die Blutgruppen:
Die Blutgruppen nach dem AB0-System können sich im Lauf des Lebens nicht verändern. In sehr seltenen Fällen kann es beim Rhesus-Faktor zu Veränderungen durch spontane Mutationen kommen – ein seltenes Phänomen.1
Nicht nur während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt: Einige Blutgruppen-Träger haben statistisch gesehen häufiger mit schweren Krankheitsverläufen zu kämpfen. So haben Betroffene mit Blutgruppe A ein erhöhtes Risiko für schwere Atemprobleme.8, 9 Menschen mit den Blutgruppen A, AB und B haben ein höheres Risiko für Thrombosen, weil ihr Blut im Verhältnis zur Blutgruppe 0 häufiger verklumpt. Allerdings spielen hierbei viele weitere Faktoren eine Rolle. Menschen mit Blutgruppe 0 sind im Vergleich seltener von Durchfallerkrankungen und Malaria betroffen. Dies hängt mit Merkmalen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen zusammen.9
Blut versorgt den menschlichen Organismus mit Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen. Es ist unser Lebenselixier. Zwischen 4,5 bis 6 Liter Blut fließt durch den menschlichen Körper. Nach einem Unfall oder bei schwerer Krankheit sind Blutspenden oft überlebenswichtig. Eine Blutspende jeder Blutgruppe kann einem Menschen das Leben retten!2
Werde auch du zum Lebensretter und vereinbare einen Blutspendetermin beim Deutschen Roten Kreuz oder informiere dich vorab über die kostenlose Spender-Hotline des DRK (Tel.: 0800 11 949 11) sowie unter www.blutspende.de.
Referenzen
1 ISBT. Science Series 2020;15(S1):1–332.
2 DRK. Blutspendedienste. 2023. URL: https://www.drk-blutspende.de; zuletzt aufgerufen am 27.06.2023.
3 Halima AB, et al. Int J Hum Genet 2015; 15(1):21–31
4 Erber WN, et al. Hematology 2004; 9(5/6): 339–350
5 Ethawi Y, et al. Al-Anbar Medical Journal, 2020; 16(2):28–30
6 Burgert P, et al. Transfus Med Hemother 2012; 39:182–186
7 Wang J, et al. PLoS ONE 2014;9(1): e84749
8 ISBT. Vox Sanguinis 2021; 116(8),849–861
9 Cooling L. Clin Microbiol Rev. 2015; 28(3):801–870
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