Liberaler Hype oder demografischer Rettungsanker? Aktienrente auf dem Prüfstand

  1. VERANSTALTUNGEN
  2. DIE AKTIENRENTE AUF DEM PRÜFSTAND.

Mit Blick auf den demografischen Wandel und die Belastung unserer Sozialversicherungssysteme ist private Vorsorge im Moment wichtiger denn je. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition ist eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rentenversicherung vorgesehen. Hierzu soll ein Kapitalstock von 10 Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln benutzt werden, um einen Fonds aufzubauen. Zusätzlich soll der Aufbau eines staatlichen kapitalbasierten Fonds für die staatlich geförderte private Altersvorsorge geprüft werden – Schweden gilt dabei oft als Vorbild.

Man kann in Deutschland feststellen, dass der größte Anteil des Ersparten auf Sparbüchern und Sichteinlagen landet. Ein sehr großer Teil landet dort, wo in Zeiten der Inflation, die reale Wertvernichtung mit Händen zu greifen ist.

Prof. Rocholl, PhD

Präsident der internationalen Wirtschaftshochschule ESMT Berlin und stellv. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim BMF

Leitung des Fonds

Prof. Rocholl hält es für wichtig, dass die Leitung eines solchen Fonds, eine unabhängige Institution übernehmen müsste, „die über lange Jahre das Vertrauen aufbaut und sich darauf konzentriert, das Vermögen der Menschen zu mehren und den Wohlstand im Alter zu sichern“

Er fügt hinzu, dass diese Voraussetzung auch verfassungsrechtlich festgelegt werden müsste. Er vertritt die Meinung, dass für die Anlage eines solchen Fonds „ein global diversifiziertes Portfolio“ gewählt werden sollte. Nur in einen Markt zu investieren, sollte möglichst verhindert werden.

Finanzbildung

Außerdem, legt der stellvertretende Beiratsvorsitzende nach, sei Deutschland eines der wenigen Länder ohne eigene Finanzbildungsstrategie. Diese sei zentral, da man Wissen darüber benötigt wie Kapitalmärkte funktionieren und somit mehr eigenverantwortlichere und bewusstere Entscheidung treffen kann.

Auch Dirk Wallkötter, verantwortlicher Aktuar der Lebensversicherer der Generali Deutschland, sieht Finanzbildung als wichtigen Pfeiler an und hält private Vorsorge für unabdingbar jedoch bezweifelt er die Notwendigkeit,  die neue Altersvorsorge obligatorisch zu machen: Die Argumente, dass die neue Altersvorsorge verpflichtend eingeführt wird, sind für mich nicht zwingend. Ich befürchte, dass dann bestimmte Bevölkerungskreise daran gehindert würden, andere geeignete Altersvorsorgeformen zu wählen. Denn jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden.“

Prof. Rocholl dagegen hält ein Obligatorium für erforderlich, um dem sogenannten „Samariter-Dilemma“ zu entgehen. Dieses beschreibt das Dilemma des Sozialstaats im Notfall aus staatlichen Mitteln Bürger in Notsituationen zu unterstützen. Das Wissen darum kann dazu führen, dass Menschen keinen Anreiz haben, selbst fürs Alter privat vorzusorgen.

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Klärungsbedarf gab es auch bei der Frage danach, ob eine Kapitalabfindung der Rente, also eine einmalige Geldleistung zum Ende der Versicherungsdauer, sinnvoll ist. Einigkeit bestand dagegen in punkto Garantien (der eingezahlten Beiträge). Dirk Wallkötter sagt hierzu: „Der im Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats vorgeschlagene Verzicht auf eine verpflichtende Garantie der gezahlten Beiträge (wie derzeit bei Riester) ist zu begrüßen“.


Fazit

„Es gibt sehr gute Gründe, das gegenwärtige System der Riester Rente deutlich zu reformieren, gerade im Hinblick auf die fehlende Transparenz“, so bringt Prof. Rocholl die derzeitige Lage auf den Punkt. Sicher ist jedoch auch, dass die Diskussion über eine Aktienrente in Deutschland noch nicht abgeschlossen ist

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