Rundum-Schutz
Deutschland ist derzeit noch das einzige G20 Land ohne nationale Finanzbildungsstrategie und dass, obwohl Themen wie die private Altersvorsorge oder die Beteiligung der Menschen am Kapitalmarkt zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ein frühes Heranführen an wirtschaftliches und finanzielles Wissen ist ein wichtiger Hebel, damit junge Menschen ihre Zukunft positiv gestalten können. Zudem profitiert unsere Volkswirtschaft durch eine höhere Teilhabe am Kapitalmarkt und einem stärkeren Interesse für Unternehmertum.
Über mögliche Lösungsansätze und aktuelle Initiativen diskutierten Jürgen Böhm (Staatssekretär im Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt), Sabine Grützmacher MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Antje Tillmann MdB (CDU), Dr. Sally Peters (Direktorin des Institutes für Finanzdienstleistungen), Prof. Dr. Martin Wortmann (Generalsekretär der Bildungsallianz des Mittelstands, BVMW), sowie Christoph Ahlhaus (Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW) und Jean-Pierre Schmid (Chief Human Resources and Organization Officer Generali Deutschland AG). Moderiert wurde der Abend von Dr. Andrea Timmesfeld (Head of Public & European Affairs Generali Deutschland AG).
Der Meinungsaustausch fand als gemeinsamer Parlamentarischer Abend der Generali Deutschland AG und dem Bundesverband Mittelständischer Wirtschaft (BVMW) in Berlin statt.
Derzeit gibt es in den verschiedenen Bundesländern keine einheitlichen Regeln für die Vermittlung von Finanz- und Wirtschaftsthemen. Aufgrund des ohnehin umfangreichen Lehrplans, so eine These, lassen sich diese Themen nur bedingt abbilden.
Staatssekretär Jürgen Böhm berichtet, dass die Themen „Wirtschaft und Finanzen“ in keinem Bundesland den Status eines Nebenfachs erreichen würden.
„Es gibt nichts nachhaltigeres als ökonomische Bildung“, so Böhm. Er plädiert deshalb für ein eigenes Fach „Wirtschaft und Finanzen“. Ziel müsse es sein, theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen zu verbinden.
Im Rahmen der Diskussionsveranstaltung im Hauptstadtbüro der Generali berichteten Auszubildende und Studierende der Generali exemplarisch über ihre schulischen Erfahrungen mit dem Therma Finanzen. Hierbei stellte sich heraus, dass Finanzen und Wirtschaft nur am Rande Unterrichtsgegenstand waren. Viele junge Leute informieren sich daher zusätzlich im Internet oder bei Familie und Freunden.
„Ökonomische Bildung ist ein Eckpfeiler für ökonomischen Erfolg“, so Christoph Ahlhaus. Wirtschaftsbildung kann daher ein wichtiger Hebel für mehr Selbstständigkeit und somit für mehr Chancengleichheit sein. Vor allem in mittelständischen Unternehmen könnte aufgrund der engen, persönlichen Beziehung zu den Angestellten angesetzt werden, um über Weiterbildungen mehr ökonomisches Wissen zu vermitteln.
Jean-Pierre Schmid betonte, wie wichtig es in Zeiten hoher Inflationsraten sei, das Erwirtschaftete jedes Einzelnen richtig zu investieren. Einfaches Sparen auf Girokonten und Sparbüchern könne die Vorsorgelücken nicht auffüllen und sichere fürs Alter nicht ausreichend ab. Ein ausgeprägteres Finanzwissen könne zudem einen Beitrag zu einer höheren Risikobereitschaft in Deutschland leisten.
Die wichtigste Wissensquelle ist für die meisten immer noch das Elternhaus. Doch was, wenn das Elternhaus selbst keine Informationen zu Wirtschaft und Finanzen geben kann? Dr. Sally Peters erklärte, dass es niedrigschwelliger Initiativen und Angebote bedarf, bei denen sich jeder bei Fragen zu Finanzen und Wirtschaft Hilfe holen kann.
Das Verstehen von Verträgen oder AGBs ist meist schon ein Hindernis, an welchem Viele scheitern. Sabine Grützmacher betonte: „Wir brauchen viel mehr Prävention und Bildung für junge Menschen“, die dann auch wirklich alle erreicht.
Antje Tillmann erklärte, sie sei nicht der Meinung, dass ein Schulfach alleine ausreichen würde. Begeisterung für Finanzthemen oder Mut zu Investitionen könne über theoretisches Wissen nicht vermittelt werden und sollte von der Schule nicht auch noch aufgefangen werden müssen. Viel eher sollte in Schulen verstehendes Lesen und kritisches Denken beigebracht werden, wodurch die Angst vor Verträgen und AGBs eingedämmt werden könne.
Prof. Dr. Martin Wortmann plädierte für mehr erfahrbares Vermitteln dieser Themen durch Projekte und reale Erlebnisse, wie Investitionen am Kapitalmarkt in der Schule. Skepsis herrschte, inwiefern diese Themen angesichts des hohen Organisationsaufwands im Unterricht abgebildet werden können. Laufende Initiativen, die fertige Angebote ohne weiteren Vorbereitungsaufwand anbieten, könnten hier ansetzen.
Das Fehlen von Finanz- und Wirtschaftsthemen in der Schule führt zu gravierenden Nachteilen von Schülerinnen und Schülern für ihre Zukunft. Sie werden nach ihrem Abschluss ohne grundliegende Kenntnisse beispielsweise zur Kreditaufnahme oder der Anlage ihrer Ersparnisse in ein Finanzprodukt entlassen. Neben mehr theoretischem Wissen müssen allerdings auch mehr praktische Lösungsansätze her. Dadurch könnten die Bereitschaft und der Mut, auch mal etwas mehr Risiko einzugehen, wachsen. Gleichzeitig werden junge Menschen frühzeitig für die Bedeutung der Altersvorsorge sensibilisiert mit der Chance auf eine bessere Altersabsicherung. Es ist höchste Zeit, die Dinge anzugehen und eine Finanzbildungsstrategie, welche Theorie und Praxis adäquat für junge Menschen aufbereitet, auf den Weg zu bringen und umzusetzen.
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