Green Recovery - Neubeginn und Neustart für eine nachhaltige Zukunft

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Gene­rali // Open min­ded DIGI­TAL am 21. Okto­ber 2021

Kein Ereignis hat die Welt in den letzten zwei Jahren so durchgeschüttelt wie die COVID-19-Krise: gesundheitlich, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Der Pandemie bedingte Shutdown belastete die deutsche und die internationale Wirtschaft schwer – allein in Deutschland brach das BIP um knapp fünf Prozent ein, und die wirtschaftlichen Folgen der globalen Krise werden lange nachwirken. Bereits in der ersten Phase der Pandemie forderten deshalb namhafte Wirtschaftslenker wie Generali-CEO Philippe Donnet, und Politiker in einem „Call for Mobilisation“ einen „grünen Wiederaufbau“ mit besonderem Fokus auf die Finanzindustrie.

Unter welchen Voraussetzungen diese “doppelte Dividende“ gelingen kann und wie neben öffentlichen Geldern auch private Investitionen für den nachhaltigen Wiederaufbau genutzt werden können, diskutierten namhafte Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik bei der Generali // Open minded DIGITAL Green Recovery – Neubeginn und Neustart für eine nachhaltige Zukunft mit Hilfe der Finanzwirtschaft?

Das Sondierungspapier hat einen guten Geist

Zum aktuellen Sondierungspapier von SPD, Bündnis 90/ die Grünen und der FDP äußerte sich Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, grundsätzlich positiv. Jedoch betonte er, dass der Koalitionsvertrag sich nun mit der konkreten Umsetzung inklusive der Finanzierungsfrage beschäftigen müsse. Die Politik müsse anerkennen, dass Treibhausneutralität bis 2045 ein enorm anspruchsvolles Ziel sei. Dennoch sei seiner Einschätzung nach das Sondierungspapier im guten Geiste entstanden, da es drei Momente zusammenbringe: eine ambitionierte Klimapolitik, den Wunsch und Willen, diese mit marktwirtschaftlichen Instrumenten umzusetzen und zudem den sozialen Ausgleich zu schaffen.

Wir sind in Deutschland weit zurück.“

Auch Kristina Jeromin, Geschäftsführerin des Sustainable Finance Clusters Germany und Sustainable Finance Expertin von Bündnis 90/ Die Grünen forderte eine Konkretisierung im Koalitionsvertrag. Wichtig sei, dass die Rolle des Finanzsektors bei der ökologischen Transformation fest im Koalitionspapier verankert werde, um Verantwortlichkeit zu schaffen und den Prozess so schneller voranzutreiben. Von „Green Recovery“ zu sprechen, ist ihrer Meinung nach überflüssig. Das Label „green“ brauche man nicht, da eine nachhaltige Strategie, die einzige rationale Art des Wiederaufbaus sei, die mittel- bis langfristige Wertschöpfung ermögliche. Zudem forderte sie „effiziente und transparente“ Evaluationsinstrumente, die ein frühzeitiges Gegensteuern bei falschen Entwicklungen ermöglichen würden. Hinsichtlich der Hilfspakete von Bundesregierung und EU würdigte sie die Handlungsfähigkeit der Akteure. Allerdings sei die Bundesregierung den Empfehlung des Sustainable Finance Beirats, deren Mitglied sie war, nur teilweise gefolgt. Der Einsatz der Mittel sei nur unzureichend an Nachhaltigkeitsziele geknüpft worden, Standards für eine bewusste Lenkung der Wirtschaft würden noch fehlen.

Ohne CO2-Preis werden wir nirgendwo hinkommen.

Edenhofer sieht die Frage des Wiederaufbaus als eine „dramatische“. In der Pandemie sei die Nachfrage nach Gas und somit auch sein Preis gestiegen, auch über den Preis von Kohle, wodurch Kohlekraftwerke wieder rentabel würden. Die Wachstumsraten der globalen Emissionen würden weit über dem Vor-COVID-Niveau liegen. Dies zeige die Bedeutung des europäischen Emissionshandels mit verpflichtender Obergrenze und Steuerung über den CO2-Preis. Eine „Bubble“ könne er nicht erkennen. Die Politik müsse jetzt zu ihren definierten Zielen stehen. Wenn sie dies nicht tue, stiegen auf dem Finanzmarkt die Risikoprämien für „grüne“ Investitionen, was zu einer Zurückhaltung von Investoren in diese Investments führe. Deshalb sei es eine der wichtigsten Aufgaben der Koalition und der EU-Kommission, stabile Rahmenbedingungen zu schaffen, die die langfristige Glaubwürdigkeit der Klimapolitik zeige. Edenhofer betonte mehrfach die Wichtigkeit der COo2-Bepreisung: „Ohne CO2-Preis werden wir nirgendwo hinkommen. Er ist eine notwendige Bedingung für Transformation, wenn auch keine hinreichende.“

Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern sagen, dass Nachhaltigkeit Geld kostet.

Generali Deutschland CFO Stefan Lehmann mahnte mehr Ehrlichkeit in Bezug auf die Kosten von Nachhaltigkeit an. Laut Jeromin müssten dabei auch die Kosten durch fehlendes Handeln einkalkuliert werden. Jeder Tag, an dem früher gehandelt werde, sei gespartes Geld: „Das wird immer teurer, wenn wir nichts machen.“

Die Rolle der Versicherungswirtschaft bei der nachhaltigen Transformation beschränke sich, so Stefan Lehmann, nicht auf die ökonomische Verantwortung. So habe die Generali, bereits in der Vergangenheit auch gesellschaftliche und soziale Verantwortung übernommen. Die Generali sei nicht nur ein bedeutender Kapitalanleger, sondern auch ein großer Arbeitgeber und Produktanbieter. Als Mitglied der Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA) stehe sie bereit, ihre über 660 Milliarden Euro auch nachhaltig zu investieren. Jetzt müssten nur noch klare Regeln geschaffen werden. Elementar sei für ihn auch, dass die Regulierung einheitliche Ziele verfolge und einen verlässlichen und überschaubaren Rahmen für Investitionen schaffen.

Dr. Andrea Timmesfeld (o.l.); Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (o.r.); Stefan Lehmann (u.l.); Kristina Jeromin (u.r.)

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