Eutonie: Fühlt sich gut an!

Kursteilnehmer liegen auf einer Matte und entspannen
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Euto­nie: Fühlt sich gut an!

Die einfachste Art, zu einem guten Körpergefühl zu kommen, geht so: Lege zwei Tennisbälle auf den Boden. Zieh die Schuhe aus und tritt vorsichtig auf die Tennisbälle, ein Fuß, der andere, steige mit beiden Füßen darauf. Verlagere das Gewicht deines Körpers etwas vor und zurück, bewege dich sanft, spüre den Druck von den Tennisbällen in den Körper hinauf zu den Schultern. Bis die Kopfhaut wohlig kribbelt.

Das Wohlgefühl geht durch und durch

Mit solchen Übungen beginnt Eutonie, eine Methode der Körperarbeit, bei der das Bewusstsein für den eigenen Körper gestärkt wird. Das Spüren spielt eine große Rolle, von der Haut über die Gewebeschichten, Muskeln und Faszien bis zu den Knochen, von den Zehen bis zum Kopf. Auslöser für das Spüren können Tennisbälle sein. Kirschkernkissen kommen zum Einsatz, weiche Bälle, Kastanien, die in einem Stoffschlauch eingenäht sind – und sich ziemlich hart anfühlen können, wenn man sich darauflegt.

Es geht um das Wahrnehmen, wie sich Haut und Gewebeschichten um das Material legen, langsam in der Spannung nachlassen und, der Schwerkraft folgend, über dem Material schmelzen können. Ein Abstreichen der Haut reicht oft schon aus: Es sensibilisiert, kurbelt die Durchblutung an, reguliert den Atem, belebt und erfrischt. Damit das Gefühl durch und durch geht.

Eutonie heißt Wohlspannung, erklärt die Eutonie-Pädagogin Traude Weindl. Das klingt nicht nur nett, es hat auch immense Wirkung. "Es ist vielen Menschen bewusst, dass sie zur eigenen Gesunderhaltung beitragen können und dass Körper, Seele und Geist genährt sein möchten. Deshalb ist ein Zustand von körperlicher und geistiger Beweglichkeit sowie das Bedürfnis, zu sich zu kommen und den eigenen Körper zu spüren, in unserer heutigen Zeit so kostbar." Eutonie, sagt Traude Weindl, hilft auch bei belastenden Lebensumständen: "um nicht in eine Depression zu rutschen, um nicht an Burn-out zu erkranken, um Ängsten entgegenzuwirken"“.

Finde die Balance von Körper, Seele und Geist

Die Körpermethode, die die Wuppertaler Tanzpädagogin Gerda Alexander seit 1940 im dänischen Exil entwickelt hat, ist in die klinische Arbeit mit psychisch Erkrankten längst eingezogen. Seit man mehr über die Vernetzung der faszialen Gewebsschichten von Muskulatur, Gelenk- und Organkapseln und die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche weiß, findet Eutonie immer mehr begeisterte Anhänger:innen und Anwender:innen.

Die sanfte Körperarbeit löst keine Probleme. Aber sie schafft Erlebnisse, kann das Zutrauen in den Körper wiederbringen, die Freude an Bewegung wecken und, so Traude Weindl, Beschwerden abhelfen, die mit dem Bewegungsapparat zu tun haben. "Da hat die Eutonie einen ganz, ganz großen Wirkungsspielraum." Die Freiburgerin ist darum über das Angebot von Seminaren und Workshops hinausgegangen und hat begonnen, Eutonie im Fitnessstudio anzubieten. "Nicht nur die Altersgruppe 50 plus, auch jüngere Menschen sind auf der Suche nach einem Gleichgewicht von Körper, Seele und Geist."

Eutonie für jeden Tag

Der Tennisball ist ein Multitalent beim Gleichgewicht. Wer zum Beispiel von langer Arbeit am Computer verspannte Schultern und einen verhärteten Nacken bekommt, kann sich selbst mit einer Eutonie-Übung helfen: Stell dich mit dem Rücken an eine Wand und lege den Tennisball zwischen die Schulterblattinnenkante und die Wirbelsäule. Lehne dich an, spüre den Druck und bewege dich in den Knien zwischen Beugen und Strecken, sodass der Ball an der Schulterblattkante entlangrollt.

Die Eutonie-Pädagogin würde nun fragen: Wie fühlt sich deine Schulter an? Wenn der Schmerz nachlässt und sich Wohlspannung in deinem Körper ausbreitet, hast du die Soforthilfekräfte der Eutonie entdeckt.

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