Rundum-Schutz
„Ich habe totales Glück gehabt“, sagt Alexandra von Korff. Glück, bei dieser Diagnose? „Ich war regelmäßig bei der Frauenärztin und im Mai bei der Vorsorgeuntersuchung. Im August hatte ich den Krebs unter der Dusche ertastet. Hätte ich mich darauf verlassen, erst wieder in einem Jahr zur Untersuchung zu gehen, wäre ich vielleicht nicht mehr hier.“ Alexandra von Korff ahnte es: Brustkrebs. Diese Ahnung, auch die Furcht, war entscheidend. Sie ist sofort zu ihrer Ärztin gegangen. Sie hatte die erste Operation eine Woche, nachdem ihre Befundahnung bestätigt war, die erste Chemotherapie bereits zwei Wochen später.
Ihr Glück waren auch Menschen, die ihr in der Zeit der Chemotherapie halfen, die ihr freudige Momente und Begegnungen verschafften. Ein Glück waren die Kontakte über die sozialen Medien zu Menschen, die von einer Krebserkrankung betroffen sind, die wissen, wie es sich anfühlt. Bei Instagram ist sie auf yeswecan!cer gestoßen. Eine Organisation, die an Krebs Erkrankte unterstützt. Mit deren App „YES!APP“ können Menschen zueinander finden, die Austausch suchen. Auch Angehörige, die von heute auf morgen mit Krebs zu tun haben und nicht hilflos bleiben wollen.
Für Alexandra von Korff wurde die Mitarbeit bei yeswecan!cer ein Herzensprojekt: „Ich möchte weiter über das Thema Krebs reden, es in die Mitte der Gesellschaft holen und mithelfen, dass es ein ganz normaler Bestandteil ist.“ Denn „nicht jeder verliert seine Haare, du siehst den Leuten nicht an, dass sie Krebs haben“. Krebs, sagt sie, ist ein absolutes Tabu.
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Heute arbeitet Alexandra von Korff in der Geschäftsführung von yeswecan!cer. Die Organisation besteht seit 2018, sie ist am Gemeinwohl orientiert, will den Austausch fördern und die Selbsthilfe stärken. „Wir sind das größte Movement für einen angst- und tabufreien Umgang mit der Krankheit, an der in Deutschland jeder zweite im Laufe seines Lebens erkrankt: Krebs.“ So heißt es auf der Website von yeswecan!cer. Alexandra schreibt über ihre Krebsreise in dem Blog kick-cancer-chick.com und hat mit einer Freundin den Podcast „2 Frauen, 2 Brüste“.
Alexandra von Korff geht es nicht nur darum, das Thema Krebs in die Öffentlichkeit zu rücken oder allgemein für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Gesundheitsprävention sollte ein ganz normaler Bestandteil des täglichen Lebens sein. „Ich fände es gut, wenn man das schon den Kindern beibringt, wie wichtig es ist, auf seinen Körper zu achten, und dass es einfach normal ist: Okay, da ist was. Ah ja, damit muss ich zum Arzt gehen. Und dass man nicht sagt: Vielleicht ist da was, ich gehe besser nicht, ich mach lieber die Augen zu, dann ist es auch weg. So funktioniert das halt nicht!“
Vorsorge geht auch junge Menschen etwas an. „Natürlich gibt es statistisch gesehen mehr ältere Krebspatienten als jüngere. Ich finde trotzdem, dass im jungen Alter mehr Prävention da sein müsste. Ich kenne sehr, sehr, sehr, sehr viele junge Krebspatienten, und es gibt gar nichts für junge Menschen. Da könnte man durchaus eine Lücke schließen!“
Krebs kann jeden treffen, erklärt Alexandra von Korff im Generali-Video, ganz und gar vermeiden lässt sich ein Ausbruch sicher nicht. Aber ein gesunder Lebensstil, Bewegung und Sport sind wichtig, Stress, Übergewicht und Rauchen gilt es zu vermeiden. Krebsprävention ist in ihren Augen aber auch, aufmerksam mit sich umzugehen, auf den Körper zu achten.
Und wenn es einen Befund gibt? Dann nicht den Mut verlieren. „Eine Diagnose bedeutet ja nicht, dass das Leben mit einem Schlag vorbei ist.“ Als Alexandra von Korff in das Leben mit Krebs eintrat, waren ihre Kinder klein. Nach OP und Chemotherapie wollte sie sich nicht verstecken. In die Kita und zum Kinderturnen ist sie mit Glatze gegangen. Das Zusammenleben mit kleinen Kindern konnte auch herzzerreißend schwierig sein: „Sie können einem auch die ganze Kraft rauben – es ist halt beides.“ Kraftspenden kamen von unerwarteter Seite. Von Eltern, die ihren Sohn und ihre Tochter zum Spielen mitnahmen. Von Freundinnen aus dem Babykurs, die ihr in den Wochen der Chemotherapie Geschenke brachten, andere an Brustkrebs erkrankte Frauen, die einander verstehen und das Gleiche fühlen.
Wenn Krebs entdeckt wird, ist ja nicht alles vorbei, sagt Alexandra von Korff. „Dann wird über den Zeitpunkt der Diagnose berichtet und dann heißt es hinterher: …hat den Krebs besiegt oder hat leider den Kampf verloren. Das ist das Klassische. Aber dazwischen ist sehr viel Leben.“
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