Was Scheidungskinder nach der Trennung brauchen

Ein Kind rennt mit ausgebreiteten Armen auf seinen Vater zu, die Mutter sieht zu.
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Abenteuer Alltag
Lesezeit: 6-7 Minuten

Was Schei­dungs­kin­der nach der Tren­nung brau­chen

Ein Lebensabschnitt in eurer Beziehung endet, ein neuer beginnt. Gerade die Zeit kurz nach der Trennung der Eltern ist für Scheidungskinder nicht leicht. Aber wenn du und dein Partner ein paar Dinge beachten, gelingt der Übergang leichter. Dafür ist es wichtig, das richtige Umgangsmodell zu finden.

Was ist jetzt wichtig?

Wenn eine Beziehung endet, ist das nicht leicht. Ihr habt ein oder mehrere Kinder, ihr wohnt zusammen und ihr müsst schauen, wie es in Zukunft weitergeht. Vieles ist denkbar, aber wichtig ist, dass die Lösung der Situation zu euren Bedürfnissen passt. Scheidungskinder brauchen die Nähe zu beiden Elternteilen, sie brauchen sichere Bindungen. Gerade jetzt benötigen sie Zuwendung und dass du für sie auch emotional da bist. Deshalb ist es wichtig, die Trennung selbst gut zu verarbeiten. Helfen können dabei klärende Gespräche und Hilfe von außen.

Wichtig ist, dass ihr euch nicht von euren Kindern distanziert. Zeigt ihnen deutlich, dass es nichts mit ihnen zu tun hat, dass ihr euch als Paar nicht mehr versteht. Sagt ihnen, dass sie weiterhin wichtig sind und ihr für sie da seid.

Was solltest du vermeiden?

Scheidungskinder sollten keine Konflikte von Mutter und Vater mitbekommen. Natürlich geht es nicht darum, eine heile Welt vorzuspielen. Aber ihr solltet als Eltern beispielsweise nichts Schlechtes übereinander sagen. Denn dein Nachwuchs sieht sich sonst gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden. Die Scheidung an sich sollte nichts an der Beziehung zwischen dem Kind und dem jeweiligen Elternteil ändern. Ein gutes Verhältnis zu beiden ist das Beste für Kinder. Deshalb wäre es optimal für Kinder, beide Eltern regelmäßig zu treffen.

Konflikte aus der gescheiterten Paarbeziehung haben mit Erziehungsfragen nichts zu tun. Deshalb sollte der Nachwuchs niemals benutzt werden, etwa um Druck auf den ehemaligen Partner oder die Partnerin auszuüben. Kinder sollten auch nicht das Gefühl bekommen, helfen zu müssen. Denn damit ist deine Tochter oder dein Sohn überfordert. Es besteht die Gefahr, dass Scheidungskinder dauerhaft das Vertrauen in Beziehungen verlieren und sogar Verhaltensauffälligkeiten entwickeln.

Wie entscheidet ihr euch für das richtige Umgangsmodell?

Wichtig dafür ist, wie gut ihr nach der Scheidung als Eltern kommunizieren könnt. Denn je häufiger Kinder vom einen zum anderen wechseln, desto öfter müsst ihr miteinander reden. Wenn das nach der Scheidung schwierig ist, könnt ihr auch den persönlichen Kontakt vermeiden und stattdessen schriftlich kommunizieren. Das geht über Messenger oder auch über ein Notizbuch, das immer mit dem Nachwuchs zusammen übergeben wird. Darin könnt ihr festhalten, was in der Schule ansteht oder was es gesundheitlich zu beachten gilt. Bei den wichtigsten Erziehungsfragen solltet ihr euch einig sein. Denn es ist verwirrend, wenn die Elternteile sich unterschiedlich verhalten.

Ein wichtiger Punkt ist auch, wer bisher die Hauptbezugsperson gewesen ist. Kann das Scheidungskind damit leben, wenn dieses Elternteil nicht da ist? Wie autonom ist der Nachwuchs bereits? Entscheidend ist dabei das Alter. Ein Säugling beispielsweise, der gestillt wird, muss die meiste Zeit bei seiner Mutter sein.

Nicht zuletzt spielt es auch eine Rolle, wie weit die Wohnungen von dir und dem Ex-Partner auseinander liegen. Denn für Scheidungskinder ist Kontinuität wichtig. Sie sollten bei längeren Aufenthalten immer noch regelmäßig ihre Freunde treffen können und ihrem Vereinssport nachgehen.

Dass Eltern trotz Scheidung gemeinsam Entscheidungen treffen können, ist der Idealfall. Doch wenn ein Elternteil sich nicht kümmern kann oder will, können in Deutschland auch Familiengerichte bestimmen, bei wem der Nachwuchs lebt. Auch dann, wenn ihr als Familie in eheähnlicher Gemeinschaft gelebt habt.

Die verschiedenen Umgangsmodelle:

  •  Residenzmodell: Bei dieser klassischen Regelung lebt das Kind nur bei einem Elternteil und sieht das andere an Wochenenden. Das Modell ist in Deutschland am häufigsten und bietet sich besonders bei Säuglingen und Kleinkindern an. In dem Fall ist es auch möglich, dass das andere Elternteil – meist der Vater – für einige Stunden zu Besuch kommt. Je jünger Scheidungskinder sind, desto häufiger sollten die Besuche sein, damit auch zu diesem Elternteil eine Bindung entsteht. Die Feiertage können mit beiden Eltern zusammen verbracht oder untereinander aufgeteilt werden.
  • Wechselmodell: Hierbei verbringen Scheidungskinder etwa ein oder zwei Wochen bei der Mutter, dann beim Vater. Dafür müssen die Wohnungen so nah beieinander liegen, dass der Alltag außer Haus bei Kindern der gleiche bleiben kann. Etwa ab dem Grundschulalter eignet sich dieses Modell. Dafür ist es besonders wichtig, dass ihr als Eltern gut miteinander kommunizieren könnt. Bisher ist das Wechselmodell in Deutschland noch selten. Es stellt beide Elternteile gleich und ermöglicht Kindern, zu beiden intensive Beziehungen aufzubauen oder zu halten. In diesem Fall teilen sich die Eltern in der Regel das Sorgerecht und das Kindergeld.
  • Nestmodell: Um zu vermeiden, dass Kinder immer vom einen zum anderen pendeln, bietet sich diese Umgangsregelung an. Euer Nachwuchs wohnt immer in derselben Wohnung und die Elternteile kommen abwechselnd zu Besuch. Der Nachteil: Es braucht drei Wohnungen, das müsst ihr euch als Familie leisten können. Aus diesem Grund ist das Nestmodell nach der Scheidung in Deutschland selten. Schwieriger wird es, wenn einer von euch weitere Kinder bekommt. Auch dieses Modell ist nicht gut für Säuglinge und Kleinkinder geeignet.
  • Familien-WG: Zu guter Letzt kann die Wohnsituation auch so bleiben, wie sie ist. Ihr seid als Paar getrennt, wohnt aber weiter zusammen. Dafür musst du dich gut mit deinem Ex-Partner oder deiner Ex-Partnerin verstehen. Weniger geeignet ist das Modell für eine Familie, in der ein Elternteil bereits eine neue Beziehung hat. Für die Scheidung müsst ihr ein Jahr lang getrennt leben. Das geht auch unter einem Dach – allerdings gibt es dafür einige Regeln zu beachten. Es braucht etwa getrennte Räume und Einkäufe.

Zusammenfassung:

Das Wichtigste ist, Konflikte zu klären – oder sie zumindest nicht vor deinen Kindern auszutragen. Denn es braucht eine gute Beziehung zu beiden Elternteilen. Welches Umgangsmodell ihr wählt, sollte sich nach Alter, Belastbarkeit und Bindung des Kindes richten. Egal, ob dein Sprössling bei dir, deinem Ex-Partner oder bei euch beiden lebt – er sollte euch beide möglichst oft sehen und ihr solltet gut miteinander kommunizieren können.

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